• image
    image
    image
    image
    image
    image
    image

Newfoundland and Labrador





Bei der Abholung von unserem Body im Hafen von Halifax, fragt uns ein Hafenarbeiter wie unsere Reiseroute aussieht. Als wir erwähnen, dass wir nach Newfoundland and Labrador wollen, fängt er über die Landschaft und Leute zu schwärmen und erzählt, in Kanada sagt man, wenn dort jemand schlecht gelaunt ist, muss den Grund im Spiegel suchen. Wir hoffen, dass er Recht hat und können nach dem knapp 7-stündigen Überfahrt mit der Fähre kaum erwarten die östlichste Provinz Kanadas zu erkunden.

Wir bestellten uns eine neue Bankkarte mit DHL nach St. John’s. So fahren wir am Anfang zügig auf der Trans Canada Hwy in Richtung eine der ältesten europäischen Siedlung Nordamerikas. Wir wählen aber möglichst Schlafplätze wo man etwas laufen und besichtigen kann, wie z.B. bei dem Marble Mountain Ski Resort. Hier machen wir eine kleine Wanderung zu den ca. 1 Stunde entfernte Steady Brook Falls. Die gegenüberliegende Holzterrasse bietet einen wunderbaren Anblick auf dieses Naturspektakel.

Bei Grand Falls Windsor schlafen wir auf dem Canyon Park Lookout, direkt am Wasserfall. Eine knappe Stunde spazieren wir auf dem Trail entlang der Exploits River. Mitten in Fluss ist ein Felsen, der nach einem Beothuk- Häuptling namens Nonosabasut benannt wurde. Bei genauerem Hinschauen erkennt man zwei Gesichter. Das linke soll einem Europäer und das rechte (auf dem Kopfstehend) einem Beothuk ähneln…

Unterwegs erfahren wir, dass Monika und Andy mit ihrem Nelson in der Nähe sind. Wir verabreden uns und bereisen zusammen den Bonavista Peninsula. Um diese Zeit schwimmen eiszeitliche Giganten an der östlichen Küste mit der Meeresströmung langsam südwärts. Von Locals erfahren wir, dass in der Nähe ein riesiger Eisberg gesichtet wurde. Diese weissen Kolosse bildeten sich vor über 12’000 Jahren und haben die Zeit bis in die Gegenwart überdauert. Aufgeregt fahren wir an die Cable John Cove und bewundern mit voller Begeisterung diese Naturschönheit.

Eine seltene Möglichkeit vom Festland die Puffins beim Nestbau und Eierlegen zuzusehen, ist bei Elliston. Wir parkieren an der Sandy Cove und nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir die Küste, wo man eine Papageientaucherkolonie auf der Felsenklippe aus nächster Nähe beobachten können.

Trinity ist ein wunderschönes kleines Fischerdorf in der Trinity Bay. Anfang Mai ist es ein wenig verschlafen, fast alles ist noch geschlossen. So haben wir den grossen Parkplatz vor dem Visitorcenter nur für uns allein. Der Gun Hill Trail führt auf dem höchsten Aussichtspunkt der Gegend. Hier geniessen wir einen wunderbaren Panoramablick auf die Klippen von Skerwink, den Fort Point Lighthouse, und den Trinity Harbour.

Unsere Wege trennen sich, Monika und Andy fahren Richtung Gros Morne und wir weiter nach St. John’s. Das Abholdatum unsere Bankkarte ist in erst zwei Tagen, so haben wir Zeit, um die Umgebung von St. John`s etwas zu erkunden. Zuerst fahren wir zum Cape Spear, wo der östlichste Punkt von Kanada und Amerika liegt. Wenn man hier nach Westen schaut, hat man ganz Kanada vor sich…. Im zweiten Weltkrieg war hier ein wichtiger Stützpunkt mit bemannten Geschützbatterien, um den Hafen von St. John’s zu verteidigen. Wir spazieren um den Leuchtturm und auf dem Holzweg zum Meer hinunter und lassen uns von den riesigen Wellen des Oceans verzaubern.

St. John’s ist die Provinzhauptstadt von Newfoundland and Labrador, sie liegt an der Südostküste auf der Halbinsel Avalon. Wir suchen uns einen Platz am Quidi Vidi Lake, woher die Downtown gut zu Fuss erreichbar ist und auch geeignet für kleine Wanderungen. Wir nehmen zuerst den Trail auf dem Signal Hill wo die ehemalige Befestigungsanlage, Cabot Tower steht. Der Burma Road Trail führt an der Quidi Vidi Brewery vorbei, wo man sich den berühmten Iceberg Beer, was aus Eisbergwasser hergestellt wird, probieren kann. Weiter geht es am Ladies Lookout und nach vielen Treppen am North Head Lookout vorbei. Vom Cabot Tower hat man eine grossartige Aussicht auf dem Hafen. In einer Stadt hatten wir nicht mit so eine schöne Wanderung gerechnet! Die Stadt ist geprägt von englischen und irischen Einflüssen, mit modernen Bürogebäuden umgeben von historischen Geschäften und vielen bunten Wohnhäuser. Wir gaben ihr den Namen «Stadt der Fröhlichkeit»…

Leider wurde uns die falsche Bankkarte geschickt, das macht unsere Pläne etwas durcheinander… Wir bestellen nochmal eine Karte, diesmal nach Corner Brook. Im Gander befindet sich die North Atlantic Aviation Museum, direkt am Trans Canada Highway. Hier werden die Geschichte und Bedeutung vom Gander Airport dargestellt. Im zweiten Weltkrieg erhielt der Airport den Namen « Crossroads oft he Words». Tausende Flugzeuge vom Europa nutzten den Flughafen als erste Möglichkeit zum Auftanken. Am 9/11 leistete die Stadt grosse Solidarität mit den gestrandeten Flugzeugen und Passagieren. Es waren im Rahmen der » Operation Yellow Ribbon» 38 Verkehrsflugzeuge mit insgesamt 6'122 Passagieren und 473 Besatzungsmitgliedern in der Stadt beherbergt.

Unser nächster Eisberg, genauer gesagt zwei, entdecken wir auf dem Weg nach Brighton, Cobbler Inland. An diesen verschlafenen Ort führt ein Trail von Visitor Center aus, mit mehreren Aussichtspunkten, woher man mit etwas Glück Wahlen, Delfine und Robben beobachten kann. Und tatsächlich wir sahen sie! Einfach grossartig! Sie schwimmen und springen hin und her in der Bucht!

In Corner Brook müssen wir auf unsere Karte länger warten. Wir nutzen die Zeit die Stadt und die Umgebung kennenzulernen. Wir laufen einige schöne Trails wie z.B. den Pipeline Trail, der an einem Wasserfall vorbeiführt, oder den Walking Trail um den Glynmill Pond und erledigen unsere Wäsche. Am Bottle Cove, die ca. 50km westlich an der Küste liegt wollen wir ein paar Tage verbringen. Um diese Bucht könnte man schöne Wanderungen unternehmen. Leider kommt eine Front mit starkem Wind und heftigem Regen über uns. Nach 10 Tagen sind wir sehr froh als endlich die neue Karte in unseren Händen haben und können die Stadt verlassen.

Die Zeit vergeht soooo schnell! Und wir haben noch soooo viel vor, der ganze Labrador Highway durchzufahren und von den erlaubte 6 Monat-Visum schon 2 vorbei. Wir würden am liebsten alles anschauen, aber wir müssen Prioritäten setzen, darum entscheiden wir uns direkt nach Saint Barbe zum Ferry Terminal zu fahren. Das Wetter meint nicht immer gut mit uns. Im Hafen müssen wir zwei Tage stehen bleiben, weil die Fähre wegen starkem Regen und Wind nicht fahren kann. Endlich an der anderen Seite angekommen, erwartet uns ein viel kahlere Landschaft wie in Newfoundland, trotzdem fühlen wir uns vom Anblick auf das unendliche Nichts erstmal überwältigt. Wir laufen bei Red Bay die 1,6 km lange Tracey Hill Trailhead mit 689 Treppen und schauen mit voller Vorfreude auf die nächsten Tage.

Die erste grössere Stadt Happy Valley Goos Bay liegt 619km von Blanc-Sablon entfernt. Unterwegs gibt es ein paar kleinere Ortschaften mit Tankstellen, aber es herrscht sehr wenig Verkehr. Man sollte das Tanken in Happy Valley Goos planen, denn dort sind die Dieselpreise am günstigsten. Der Diesel kostet einen Dollar weniger als wir im Port Hope Simpson bezahlt haben. Diesmal haben wir Pech gehabt!

Die nächste Tagesetappe 310km bis Churchill Falls. Es ist eine Arbeiterstadt mit ca. 700 Einwohnern. Es wurde im Jahr 1967 durch Churchill Falls Stromkraftwerk, das zweigrösste Kraftwerk von Kanada, gegründet. Die Ortschaft hat für Touristen nicht zu bieten ausser einer Skipiste. Es sieht alles eher trostlos aus. Die von dem britischen Premierminister Winston Churchill benannte Wasserfall paar kilometer von der Ortschaft entfernt, bewundern wir aber umso mehr. Wir laufen an dem Bowdoin Canyon Trail und können die mit 75m hohen Wasserfall betrachten. Der Churchill River wurde für die Füllung der Smallwood Reservoir umgeleitet und der einst grösste Wasserfall Kanadas, zu einem kleinen Bach erniedrigt, der den Felsen hinunterrieselt.

Bis Labrador City sind es 220km. Die Stadt mit der fast zusammengebauten Ortschaft Wabush haben ca. 10’000 Einwohner. Es gibt zwar einige Restaurants, einem Mall mit Walmart, wo aber andere kleine Geschäfte leer stehen. Man sieht die Bemühungen der Stadt etwas Flair zu verleihen, trotzdem können wir hier kaum Highlights erkennen. Das einzige der Tanya Lake, der sich als beliebten Ort zeigt, wo man ein bisschen laufen und sich entspannen kann. Es ist nicht die Stadt mit touristischen Anziehungskraft. Wir haben noch 371km vor uns. Kurz nach Labrador City überqueren die Provinzgrenze nach Québec. Wir staunen nicht schlecht, als wir auf der Highway einen dichten LKW-Verkehr begegnen. Wir dachten, wir würden eine einsame Strecke fahren… Überall befinden sich grosse Dolomit- und Eisenerzmienen rundum Labrador. Schwere Lastwagen transportieren in 5 Minutentakt das gewonnene Steingut. Irgendwann beruhigt sich doch noch der Verkehr und sind ganz entspannt Richtung Manic 5 Wasserkraftwerk unterwegs. Der Daniel-Johnson Dam ist ein Stützdamm mit 13 Bögen, die grösste in seiner Art auf der Welt, den Manicouagan-Stausee bildet. Es ist eine ringförmige See, der vor 214 Millionen Jahren durch den Einschlag eines Meteoriten mit einem Durchmesser von 5km geschaffen wurde. Wird als «Auge vom Quebec» bezeichnet.

Die letzte Etappe endet nach 217km bei Baie-Corneau. Und hier hat man das Gefühl, in einem anderen Land angekommen zu sein. An der Ostküste läuft das Leben in Schneckentempo, für uns Europäer mit ungewohnter Gemütlichkeit. In Baie-Corneau angekommen spürt man wie die Stadt pulsiert, alles wirkt viel lebendiger. Leider ist es nicht der einzige Unterschied was uns aufgefallen ist. Littering scheint im Osten ein echtes Problem zu sein. Zwar überall stehen Tafel mit hohen Geldstrafen für Littering, trotzdem scheint es niemand zu interessieren. Hier müssen sie noch einiges verbessern. Als wir in Québec angekommen sind wir umso mehr über die gepflegte Hauser und Strassen erstaunt, aber darüber berichten wir im nächsten Beitrag.
Alles in allen haben wir nicht bereut Newfoundland and Labrador bereist zu haben. Die atemberaubende und vielseitige Landschaft hat uns sehr gefallen. Wir nehmen viele spezielle Eindrücke vom Osten Kanadas mit!

Durch Newfoundland and Labrador in Zahlen:
 • 36 Tage unterwegs
 • 4’767 Km gefahren
 • 0 Campground
 • 0 Pannen

animiertes-winken-bild-0072