Durch die Prärie
In Pointe-aux-Outardes angekommen füllen wir wieder unsere Vorräte auf. In der Hoffnung Wahlen zu sichten, spazieren wir am Bucht entlang. Tatsächlich entdecken wir ein paar, die munter herumspringen, aber leider viel zu schnell und zu weit, um sie zu fotografieren. Einzig, der für uns gerne in die Pose rückt, ist ein Bisamratte zwischen den Steinen. Er ist doch auch hübsch, oder?
Manchmal findet man per Zufall schöne Orte dort, wo man gar nicht damit rechnet. Auf eine Parkplatz von einem ehemaligen Campground machen wir eine Pause, um frische Luft zu schnappen und die Beine zu vertreten. Nach einem kurzen Spaziergang am Rivière Papinachois entlang gelangen wir zu einem rauschenden Wasserfall. Nach einer kleinen Abkühlung geht es weiter nach Cap de Bon Desir.
Bei Cap-de-Bon-Désir Interpretations- und Beobachtungszentrum sind die Schranken noch zu, «out of Season». Das hält aber uns und viele andere auch nicht davon ab, diesen Aussichtspunkt zu besuchen, wo man am besten Wahlen beobachten kann. Ein kurzer Spaziergang durch den Wald führt zu den Felsen am Strand, wo verschiedene Wahlarten und Robben vor unseren Augen vorbeischwimmen. Es ist ein magischer Ort, um die Ruhe und die Natur zu geniessen! Schlafen werden wir vor dem Nature Park de Pointe-aux-Outardes, wo wir den nächsten Tag mit einem herrlichen Spaziergang beginnen.
Kurz vor Québec ist eine der beeindruckendste Wasserfall, was wir auf unsere bisherige Reise gesehen haben, der Montmorency Falls. Wir laufen zuerst durch den Park und über die Hängebrücke, um von oben den Eindruck zu gewinnen, mit wieviel Wucht die Wassermenge von 83m in die Tiefe stürzt. Um dieses Naturschauspiel von unten zu betrachten kann man 480 Treppen hinunterlaufen, den Seilbahn nehmen, oder mit dem eigenen Fahrzeug auf den Parkplatz der Talstation fahren. Von hier aus führt ein gut ausgebauter Weg um das Wasserbecken.
In Québec verbringen wir einen schönen Tag. Wir parkieren auf dem Parkplatz der Strøm spa nordique. Von hier aus laufen wir über der längsten Treppe von Québec (398 Stufen), die Cap Blank Stairs, in die Stadt. Oben angekommen geht es durch den Park zu dem imposanten Hotel Parlament du Québec. Vom Park führt ein Holzweg bis zum Dufferin-Terasse mit schönem Ausblick auf das Wasserpromenade. In der Altstadt befindet sich mehreren bewundernswerten alten Gebäuden wie die weltberühmte Fairmont Le Château Frontenac, was heute als Luxushotel funktioniert. In den schmalen Gassen sind unzählige Bars und Restaurants und natürlich viele kleine Läden mit Souvenirs.
Wir verzichten die Grossstädte Ottawa, Montreal und Toronto zu besichtigen und nehmen die Highway 117, die weniger touristisch und viel entspannter zu fahren ist. Diese Route wird von riesigen Goldmienen geprägt. In Malartic, in einem kleinen, informativen Museum erfahren wir viel über Mienen, Edelsteine und Geologie. Hier befindet sich die grösste in Betrieb befindliche Goldmiene von Kanada, die ihre kommerziellen Produktion 2011 begann. Bis 2023 soll sie 2km lang, 900m breit, 380m tief und den Ertrag von ca. 200 Tonnen Gold erreichen. Die Miene ist rund um die Uhr 7 Tagen in Betrieb, es sind mehr als Hundert 218-Tonnen schwere Kipper und Bagger im Einsatz. Eine Aussichtsterasse bietet die Möglichkeit von oben die Grösse dieser Baustelle richtig wahrzunehmen.
Wir suchen unsere Schlafplätze möglichst abseits von der Strasse, am liebsten an einem kleinen See. So finden wir die Lac Renault, wo wir bei prahlendem Wetter einen Rundwanderung unternehmen. Der Trail führt oberhalb am See entlang und auf die andere Seite gelangen wir über eine imposante Hängebrücke. Um die Aussicht zu geniessen, halten wir bei mehreren Look Outs an.
Kurz vor Thunder Bay halten wir bei der Terry Fox Memorial an. Der krebskranke junge Mann begann 1980 den Marathon of Hope, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen und für die Krebsforschung Spenden zu sammeln. Ausserhalb von Thunder Bay musste er seine Mission wegen Metastasen auf der Lunge aufgeben, woran er kurze Zeit verstarb. Er wird in Kanada als Held gefeiert. In Thunder Bay wollen wir auf den Mount McKay Lookout. Wir kommen mit einer First Nation Lady ins Gespräch, wobei wir erfahren, dass dieser Berg ein heiliger Ort für ihr Stamm ist. Sie empfiehlt uns bis ganz oben auf dem Plateau zu wandern. Anfangs werden wir von Mücken, später durch einige steile Felspassagen herausgefordert. Oben erwartet uns die vollkommene Ruhe und ein atemberaubendes Panorama. Irgendwie spürt man die magische Kraft dieses heiligen Ortes…
Wenn man über den Pelzhandel in Nordamerika im 18. Jh. mehr erfahren will, ist in Fort William Historical Park am richtigen Ort. Man kann das Freilichtmuseum mit einer organisierten Tour besichtigen, wobei in zeitgemäss verkleidete Schauspieler die damaligen Leben vorstellen. Fort William war eine der grössten und wichtigsten Handelsposten der North West Company./h4>
Kurz vor Winnipeg, bei der geographische Länge 96°48’35’’, ist der Mittelpunkt von Kanada. Wir machen hier ein kurze Fotopause, bevor wir die Nachkommen ungarischen Pioniere versuchen zu finden. So landen wir in der kleinen Ortschaft Kaposvar. Ausser einem ehemalige Mehlmühle und eine Kirche fanden wir keine Spuren von den Einwanderer, lernen jedoch zufällig am alten Friedhof Gonczy János kennen. Sein Grossvater war eine von den ersten der das Dorf 1886 gegründet hat. Er führte uns durch die Kirche, und zeigte uns stolz die Erben seiner Vorfahren und erzählte über vergangene Zeiten. Er ist Farmer wie seine Ahnen, aber ob seine Söhne den Hof übernehmen, ist fraglich. Nach einem kurzweiligen Nachmittag verabschieden uns und fahren weiter. Unterwegs sehen wir etliche kleine Orthodoxe Kirchen mit Friedhof, die auf ukrainischen Einwanderer hindeuten. Es waren nicht nur Ungaren, die den Weg in diese Gegend gefunden haben!
In Saskatoon in der Chief Witecap Park, steht der Statue vom stolzen Häuptling Wapahaska, der sich 1881 mit seinem Volk am South Saskatchewan River niedergelassen hat. Diese First Nation Stamm zählt heute über 600 Personen. Nach einem herrlichen Spaziergang in diesem Park am River entlang, gehen zwei Weltenbummler wie jeden Tag auf der Reise mit voller Zufriedenheit und Glücksgefühlen ins Bett.
Es gibt vier Western Development Museen in Saskatchewan, die mit verschiedenen Themen der Provinz beschäftigen. Eine befindet sich in Saskatoon, wo man in die damalige Stadt in «Boomtown», ins Jahr 1910 versetzt wird. Um ein paar Beispiele zu nennen, es gibt eine Polizeistation, Bank, Zahnartpraxis, Gemischtwarenladen. Man kann jeden, bis zum kleinsten Detail ausgearbeitete Raum begehen, und die riesige Sammlung von Gegenständen bestaunen. Das Museum bietet auch eine Ausstellung von Oldtimern und landwirtschaftlichen Geräten. Hier könnte man den ganzen Tag verbringen und das nicht nur bei schlechtem Wetter. Also uns hat es auf jedem Fall gefallen….
Unterwegs erfahren wir, dass der Alaska Highway zwischen Fort Nelson und Watson Lake geschlossen ist, weil die Strasse wegen Dauerregen weggespült wurde. Die einzige Möglichkeit nach Watson Lake zu kommen ist die Cassiar Hwy mit einem Umweg von ca. 500 km. Wir hoffen aber, dass die Strasse als wichtige Transportweg nach Yukon schnell repariert wird. So entscheiden wir uns ein paar Tage zu warten und im Jasper Nationalpark die Miette Hot Springs zu besuchen.
Wir sind eigentlich schon daran gewöhnt, dass unser Body immer wieder grosser Aufmerksamkeit erweckt. Wir sind aber verblüfft als auf dem Highway eine kanadische LKW mit dauerhupen neben uns aufschliesst und der Fahrer uns mit einer Schweizerfahne zuwinkt und ruft: Mir sind beidi Schwytzer! und deutet auf seinen Kollegen hintendran. Bei dem nächsten Parkplatz warten Stephan und Sven auf uns, wo wir lange miteinander plaudern. Beide sind schon viele Jahre in Kanada als Chauffeure unterwegs. Begeistert erzählen sie von Ihrem Leben als Trucker in Nordamerika. War schön Euch kennengelernt zu haben!
Innerhalb paar Tagen wurde in Alaska Highway eine Umleitung gebaut und in Begleitung eines Pilotfahrzeuges für das Verkehr freigegeben. Gleichzeitig erreicht uns eine weitere Hiobsbotschaft…. auf den Klondike Highway Richtung Dawson City mussten die Strasse wegen starker Waldbrände gesperrt werden. Wir entscheiden uns trotzdem für den direkten Weg, denn es wird noch ein paar Tagen dauern, bis wir dort sind.
Die 2'232 km (1’387 Meilen) lange Alaska Highway, die Dawson Creek BC mit Delta Junction Alaska verbindet, wurde mit enormen Anstrengungen innerhalb 8 Monaten gebaut und 21. November 1942 feierlich eröffnet. Es war das teuerste Projekt des zweiten Weltkriegs das von der Regierung der USA mit der Zusammenarbeit der kanadischen Regierung durchgeführt wurde.
Wir können kaum erwarten diese Strecke zu fahren!
Durch die Prärie in Zahlen:
• 27 Tage unterwegs
• 5’853 Km gefahren
• 0 Campground
• 0 Pannen